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Biobanken? Nicht mit uns!

Wer heutzutage ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis aufsucht, schwanger ist, ein Kind geboren hat, an einer biomedizinischen Studie teilnimmt, in einer Selbsthilfegruppe organisiert ist, zwischen 49 und 69 Jahre alt ist, in einer innovativ gestimmten Krankenkasse versichert ist, zufällig in einer bestimmten Region wohnt, als behindert gilt, in einem Heim nahe eines Biozentrums wohnt, mehrere kranke oder »riskante« Angehörige oder Zwillingsgeschwister hat, ist unter Umständen mit modernen WahrheitssucherInnen konfrontiert.

MolekularbiologInnen und GenetikerInnen wollen gegenwärtig kaum eine Situation ungenutzt lassen, um sich Blut- und Gewebeproben inklusive medizinischer und lebensstilbezogener Daten zu bemächtigen. Auf der Suche nach diffusen »genetischen Faktoren« seltener und häufiger Krankheiten werden Biobanken im In- und Ausland aufgebaut.

Es werden aber auch Blut- und Datensammlungen für die genetische Forschung genutzt, die in einem ganz anderen Kontext entstanden sind

Es entstehen, wie in Island, Estland und Großbritannien zentrale Bevölkerungsregister. Es werden aber auch Blut- und Datensammlungen für die genetische Forschung genutzt, die in einem ganz anderen Kontext entstanden sind: bei Reihenuntersuchungen von Neugeborenen oder in der Schwangerenvorsorge. Genforschung praktisch kann auch in Selbsthilfegruppen oder Behindertenorganisationen wirkmächtig werden und daran gewöhnen, mit seinen Körpersubstanzen der Wissenschaft dienen zu sollen.

Forschungsinstitute und private Verwertungsagenturen tragen zunehmend marktwirtschaftliche Beziehungen in Regionen, die zuvor nicht von monetären Werten beherrscht schienen. Gene, Geschäfte, Patente verwandeln Körpersubstanzen in bloße Sachen, die grenzüberschreitend zirkulieren und den Managern des genetischen Materials in Pharmaunternehmen und Biofirmen enorme Gewinne verschaffen.

Die Heilsversprechen der aktuellen Genomforschung sind groß – und dürfen bezweifelt werden. Pharmakogenetik und Pharmakogenomik werden nicht die verbliebenen Krankheitsprobleme und schwerwiegende Medikamentenwirkungen aus der Welt schaffen, sondern Krankengruppen neu justieren und die genetische Erfassung aller begünstigen.

Das Regime des Risikos.

Der Ruf nach staatlichen Reglements wird laut und DatenschützerInnen warnen vor den gesellschaftlichen Folgen genomischer Wahrheitssuche. Der gegenwärtige Stand gesetzlicher Regulierungen und des Datenschutzes lässt jedoch befürchten, dass die Politik sich eher vom Versprechen auf neuen Märkten und internationale Konkurrenzfähigkeit leiten lässt.

Im Regime des Risikos: Gefahren, Diskriminierung, soziale Wirkungen entsteht eine Art Biosozialität. Individuen werden gemäß der Summe analysierbarer Risikofaktoren gruppiert, einer präventiven, behördlichen Verwaltung unterstellt, aus Arbeitssektoren oder sozialstaatlichen Leistungsansprüchen entfernt.

Je »normaler« die Vorstellung wird, dass das moderne Objekt »Genom« Wahrheiten über den Menschen offenbaren könne, je mehr gerät in Vergessenheit, wie überaus fragwürdig das Gen-Konzept ist. »Leben« in »genomischer Sprache« zu entwerfen, die Arbeit am Objekt Mensch marktwirtschaftlich auszugestalten und mit sozialpolitischem Dumping zu verknüpfen, sollte Oppositionsgeist wecken.

Was SIE tun können!

! Mal nachfragen im Krankenhaus!
! Musterbrief für PatientInnen
! Musterbrief für Eltern

Hintergründiges zu BIOBANKEN

+ Katalog für Transparenz
+ 200.000 Freiwillige gesucht
+ Biobank der Blutspender
+ Im Fadenkreuz der Ökonomie
+ Rekrutierung für GenforscherInnen
+ Das Regime des Risikos

Infos zum NEUGEBORENENSCREENING

++ Das Gesetz und die Praxis
++ Informierte Screening-Ärzte?
++ Vorrang für den Datenschutz?
++ Potenzielle Gendatenbank

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