Forschungs- und Vorsorgepolitik
Unter dem Vorzeichen der Molekulargenetik wird im Labor experimentiert – mit allem was lebt! Molekulargenetiker entwerfen dabei Durchschnittsgenome, an denen sich Norm und Abweichung errechnen lässt. So entstehen Daten-Körper biologischer Art.
Das hat Folgen. Der gesundheitspolitische Gebrauch solcher Daten für genetisch basierte Vorhersagen in der Pränataldiagnostik oder flächendeckende Gentests an ganzen Bevölkerungen zielt darauf, Erkrankungs-Risiken zu entdecken und zu minimieren. Unter anderem sollen Kinder vermieden werden, die hohe Kosten im Gesundheitswesen verursachen. Durch eine molekularbiologisch gestützte Vorsorgepolitik (Francois Ewald)wird so eine “sanfte Eugenik” dur chgesetzt, d.h. eine freiwillige genetische Perfektionierung – ganz ohne offenen Zwang. Das ist nicht nur für Fortpflanzungsentscheidungen relevant. Der gesamte Lebensweg wird zu einer Abfolge von Risiken, die eintreten oder vermieden werden können.
Der zentrale Begriff dieser Politik ist die “Prävention”. Lückenlose medizinische Überwachungen von Einzelnen oder ganzen Bevölkerungsgruppen, freiwillige Teilnahme an klinischen Studien um zukünftiger Generationen willen, werden so plausibel gemacht.