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Das Thema der Tagung

Die biomedizinischen Versprechen sind groß. Sie künden von immer mehr Gesundheit und langem Leben – durch Wissen, Technik und Forschung.

Doch die Fortschrittsposen wirken heute bedrohlich. Wenn keine Heilung mehr in Sicht ist, wird der schier grenzenlose Handlungswille in der Medizin zum Kritikpunkt. Auch der Glaube an die »ökonomische Unschuld« der Krankenbehandlung ist dahin. Krankenhäuser und Pflegezentren sind nicht allein am Wohl des Einzelnen orientiert. Sie kalkulieren Behandlungskosten und müssen wirtschaftlich arbeiten. Niemand will den Bedingungen eines solchen Medizinbetriebes ausgeliefert sein. Mehr noch: Im Zeichen der Machbarkeit gilt der Gedanke, hilflos dem Lebensende entgegen zu sehen, als unerträglich.

Abhilfe versprechen sogenannte »Patientenverfügungen«. Vorsorge für eine unbekannte, aber drohende Zukunft ist das Gebot der Stunde. Vorab- Formulare für den Fall hoffnungsloser Krankheit, schwerer Behinderung, Koma oder Pflegebedürftigkeit im Alter sollen »gutes« Sterben ermöglichen – und »unnötiges« Leiden verhindern. Bei schlechter Prognose und mangelnder Besserungsaussicht wird der schnellst mögliche Tod gewollt – hierzulande durch Behandlungsabbruch und Schmerzmittel. In einigen Ländern ist die »Dienstleistung Selbstmord« und die professionelle Tötung durch Fachpersonal ein Angebot der Wahl, um dem Lebensende zügig entgegen zu eilen.

Sterben heute wird als individuelles Entscheidungsproblem erdacht. Es scheint nur durch gesteigerte Kontrolle in Form von Verfügungen und dem Ruf nach Dienstleistungen seine Schrecken zu verlieren. Wird das Leben mit schwerer Krankheit damit einfacher oder »selbstbestimmt«? Stellt im Zeichen von »Kostenexplosion«-Rhetorik der frei verfügte Verzicht nicht auch eine Gefahr dar, für Leib und Leben vieler? Weicht die soziale und gesellschaftliche Sorge aller – unmerklich – der einsamen Willensentscheidung.