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»No to eggsploitation!«

»Eizellen-Spenden bergen ernste Gesundheitsrisiken – in jedem Land, wo es einen finanziellen Anreiz gibt, Eizellen zu spenden, werden arme Frauen veranlasst, solche Risiken auf sich zu nehmen. Davon profitieren Mittelklasse-Frauen, die sich die Gebühren leisten können sowie die Künstliche-Befruchtungs-Industrie.

Menschliche Körperteile zur Ware zu machen, ist unethisch und wird eventuell zu einem Markt mit Nieren und anderen Körperteilen führen.«

Information der Kampagne »No to eggsploitation!«(»Nein zur Ausbeutung von Eizellen!«), die von britischen Feministinnen initiiert wurde. Die Initiative ist auch im Internet präsent.



ERIKA FEYERABEND, Journalistin und BioSkoplerin

Eizellen gegen Geld

  • Finanzielle Anreize sollen Frauen in den USA und Großbritannien zur Eizellen-»Spende« motivieren

aus: BIOSKOP Nr. 48, Dezember 2009, Seite 13

Der Verkauf menschlicher Eizellen für reproduktionsmedizinische Eingriffe oder Stammzellforschungen ist fast überall in Europa verboten. Unentgeltlich sind Frauen aber wenig geneigt, belastende Hormonbehandlungen und Operationen zu ertragen, die für die Entnahme von Eizellen notwendig sind. Das Zauberwort vieler privater Befruchtungskliniken heißt »Entschädigung«. Wie hoch sie sein soll, wird in Großbritannien erneut diskutiert, und neue Regeln im US-Staat New York zeigen, wohin die Reise perspektivisch geht.

Gibt man den Begriff »Eizell-Spende« in eine Internet-Suchmaschine ein, erscheinen rund 800.000 Einträge auf dem Computerbildschirm. Die Angebote kommen touristisch daher. Alicante an der Costa Blanca »hat einen wunderschönen Hafen, Berge, eine reiche traditionelle Kultur und Küche«. So bewirbt die private Klinik IVI ihr Unternehmen, das weltweit über 18 Standorte verfügt. Das Zentrum in Alicante soll das größte seiner Art sein, außerdem hat es gerade mit der US-amerikanischen Agentur World Egg Bank (TWEB) ein Abkommen für »Eizell-Spenden« geschlossen. Kalkuliert wird mit 4.000 Befruchtungszyklen, in denen das besondere Angebot, tiefgefrorene Eizellen zu nutzen, gemacht wird.

Egal, ob Eizellen für spätere Anwendungen konserviert oder ob sie termingerecht entnommen werden: Frauen – vor allem Studentinnen und Immigrantinnen – werden in Spanien mit rund 1.000 Euro »entschädigt«, wenn sie sich den gesundheitsgefährdenden Hormonbehandlungen und operativen Eizell-Entnahmen unterziehen.

Feministische Organisationen warnen vor hohen gesundheitlichen Risiken sowie der Tendenz, besonders arme Frauen zum Vorteil der IVF-Industrien auszubeuten.

Eizellen-Tourismus ist auch in Großbritannien ein Thema. Die oberste Aufsichtsbehörde für Reproduktionsmedizin (HFEA) in London lässt verlauten, dass die Zahl verfügbarer Eizellen in den vergangenen Jahren um 25 Prozent gesunken sei, seit anonyme Spenden verboten sind; hunderte von Paaren würden deshalb ins Ausland fahren. Und deshalb unterhalten britische Zentren wie das Londoner Bridge Hospital engen Kontakt mit Kliniken in Kreta oder der Ukraine. Gegen »Aufwandsentschädigungen« liefern dort Frauen Eizellen, um kurze Wartelisten für die britischen Kliniken zu garantieren.

Vor drei Jahren hatte die HFEA Kliniken und ExpertInnen gefragt, ob Frauen, die sich in Großbritannien Eizellen entnehmen lassen, dafür nicht mehr erhalten sollten als die bisher gewährten 250 Euro. In diesem Dezember findet ein öffentliches Treffen statt, um die Höhe der »Entschädigung« erneut zu diskutieren. Lisa Jardine, Chefin der Aufsichtsbehörde, hat sich in der Tageszeitung Times bereits eindeutig positioniert: Damit sich Paare in britischen Kliniken behandeln lassen können, soll es höhere Geldbeträge für abgabewillige Frauen geben. Feministische Organisationen und kritische Initiativen wollen genau dies verhindern. Sie warnen vor hohen gesundheitlichen Risiken sowie der Tendenz, besonders arme Frauen zum Vorteil der IVF-Industrien auszubeuten.

Der Geldtransfer wird nicht als Verkauf deklariert, sondern als »Kompensation für Belastungen und Zeit«.

Im März 2009 hatte US-Präsident Barack Obama angekündigt, die Stammzellforschung wieder aus öffentlichen Forschungsetats finanzieren zu lassen, was während der Bush-Ära ja offiziell untersagt war. Inzwischen haben staatliche Behörden die ersten 13 Zelllinien für experimentelle Laborarbeiten freigegeben. Der Staat New York hat sogar beschlossen, in den nächsten elf Jahren 600 Millionen Dollar für eine besondere Verwendung zu reservieren: Frauen, die Eizellen für Forschungszwecke hergeben, sollen aus diesem Topf bis zu 10.000 Dollar dafür erhalten. Der Geldtransfer wird nicht als Verkauf deklariert, sondern als »Kompensation für Belastungen und Zeit«.

Eizellen gegen Geld, das ist in den Vereinigten Staaten gesellschaftlich üblich. Die rund 100 US-amerikanischen Vermittlungsagenturen bezahlen Frauen bis zu 40.000 Euro, wenn ihre Eizellen für reproduktive Zwecke verwandt werden. All das wird keineswegs als Direktvermarktung von Körperstoffen dargestellt, sondern als eine Art vermittelter Altruismus: Die Agenturen würden für ihren »Service« honoriert, und die Frauen für ihre Unannehmlichkeiten entschädigt. Auch bezahlte Teilnahme an riskanten klinischen Studien wird nun zum Argument für BioethikerInnen, um finanzielle Anreize in der Stammzellforschung gesellschaftlich üblich zu machen.

© Erika Feyerabend, 2009
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