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HFEA ist das Kürzel für Human Fertilisation and Embryology Authority. Seit August 1991 beaufsichtigt die HFEA rund 100 Fertilitätskliniken und Zentren für Embryonenforschung in Großbritannien, sie vergibt Lizenzen für Reproduktionsanbieter und Wissenschaftsteams, reguliert die Aufbewahrung und Verwendung menschlicher Keimzellen und künstlich erzeugter Embryonen.

Die Mitglieder der HFEA, benannt vom britischen Gesundheitsministerium, sind mehrheitlich ExpertInnen für Reproduktionsmedizin, Gynäkologie und Genetik. Mit von der Partie sind auch der Bioethiker Richard Harris, eine Expertin für Medizinrecht, zwei Finanzberater und ein Kolumnist der Tageszeitung The Times.

Empfehlungen und Beschlüsse der HFEA stehen auf ihrer Homepage


ERIKA FEYERABEND, Journalistin und BioSkoplerin

Dem Klon zu Diensten

  • Großbritannien will »Spende« von Eizellen zulassen

aus: BIOSKOP Nr. 33, März 2006, Seite 12

Für eine europäische Premiere hatte die britische Aufsichtsbehörde HFEA im August 2004 gesorgt: Sie erlaubte seinerzeit Reproduktionsmedizinern der Universitäten in Newcastle und in Edinburgh, menschliche Embryonen zu klonen. Nun will sie auch die gezielte »Spende« von Eizellen, Embryonen und Samen für lizenzierte Forschungsprojekte zulassen – zum Beispiel für Klonexperimente.

Großbritannien gilt als europäisches Eldorado für Reproduktionsmediziner und Embryonenforscher. In den Fertilitätskliniken hat sich die Praxis des »Egg Sharings« seit einigen Jahren etabliert: Frauen, die selbst im Rahmen einer künstlichen Befruchtung (IVF) hormonstimuliert werden, überlassen Eizellen fortpflanzungswilligen Paaren oder – falls die Zellen nicht verwendbar sind – Forschungsprojekten. Im Gegenzug erhalten sie Rabatt für die eigene IVF-Behandlung. Die meisten Eizellen und Embryonen, die in den Laboratorien beforscht und verbraucht werden, stammen aus dieser Quelle. Aber auch Frauen, die sich sterilisieren lassen, bejahen zuweilen die Anfrage, sich zuvor hormonell stimulieren zu lassen, um während der Sterilisation Eizellen herzugeben. Toleriert wird außerdem der Import von Eizellen, beispielsweise aus Osteuropa, beschafft im Kontext internationaler Eispende-Programme für IVF-Zyklen.

  • »Zusätzliche Quellen«

Alle diese Praktiken reichen den beiden Klonzentren in Newcastle und Edinburgh nicht aus. Sie wünschen, dass im Prinzip jede Frau Eizellen für die Forschung liefern darf. Die HFEA wird ihnen wohl erneut folgen. Der HFEA-Ausschuss für Ethik und Recht hat neue Regeln entworfen, die im Mai 2006 beschlossen werden sollen; die Behörde hat Zustimmung signalisiert, wünscht aber noch Präzisierungen, etwa zur Frage, wie die Aufklärung potenzieller »Spenderinnen« aussehen soll.

Kommt es zur Neuregelung, wäre in Großbritannien die »Spende« von Eizellen nicht mehr nur im Rahmen medizintechnischer Behandlungen zulässig. Künftig könnten sich britische Frauen eigens zu Zwecken der Forschung Eizellen entnehmen lassen – für eine Aufwandsentschädigung von zukünftig wohl 250 Pfund. Auf dem Boden der ohnehin schon sehr liberalen Praxis identifizieren die HFEA-ExpertInnen »zusätzliche Quellen«: Import von Embryonen und Keimzellen aus dem Ausland; Abgabe von Keimzellen exklusiv für die Forschung, entweder in Egg-Sharing-Programmen oder über Hormonstimulation gesunder, fruchtbarer Frauen; Verbrauch von fötalem Gewebe, um Eizellen zu produzieren.

  • Konsequenzen aus dem Fall Hwang

Der HFEA-Ausschuss für Ethik und Recht empfiehlt, all diese Möglichkeiten zukünftig zu nutzen. Die Argumentation der Liberalisierer sieht im Kern so aus: Was für Befruchtungsbehandlungen gilt, nämlich dass Eizellen, Samen oder Embryonen importiert, »gespendet« oder Preisnachlass für IVF weiter gereicht werden dürfen, das muss auch für fremdnützige Forschungen gelten. Und was in IVF-Zyklen untersagt ist, nämlich das Benutzen von Eierstockgewebe lebender oder toter Frauen oder Föten, soll doch wenigstens dem Erkenntnisfortschritt dienen dürfen.

Die verwegenen Betrügereien des südkoreanischen Stammzellforschers Hwang Woo-Suk scheinen den britischen Klon-Experten und Behörden ihre Zukunftsvisionen nicht zu verdunkeln. Nur dessen Praxis, die eigenen jungen Angestellten zur Abgabe von Eizellen zu bitten, will die HFEA nicht folgen. Ihre Konsequenz: Mitarbeiterinnen dürfen die knappe Forschungsressource nur anderen Teams zur Verfügung stellen, aber nicht den eigenen Vorgesetzten.

© Erika Feyerabend, 2006
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